Unsere erste Schmetterlings-Puppe!

 

Das ging nun schnell, nachdem wir so auf die Folter gespannt wurden! Innerhalb weniger Stunden ist am 16. Tag aus der Raupe eine Puppe geworden. Am Morgen noch sah man eine gekrümmte Raupe im Aufzuchtbehälter hängen und am Nachmittag hatte sich diese in eine sogenannte "Puppe" verwandelt. 

 

Was ist eine "Puppe" genau? Die Definition der Zoologie sagt: "die Puppe bezeichnet die meist in völliger Ruhestellung in einer Hülle befindliche Insektenlarve im letzten Entwicklungsstadium auf dem Weg zum geschlechtsreifen Vollinsekt" - sprich: eine Puppe ist eine völlig ruhig hängende Raupe auf dem Weg ein Schmetterling zu werden ;-)

 

Es klingt wie aus einem Film wenn man sich näher anschaut, was genau während der Verpuppung passiert:  Wikipedia sagt: "Ist die Raupe erwachsen beginnt sie mit der Verpuppung, indem sie sich zum letzten Mal häutet. Danach findet die Metamorphose (Verwandlung) zum Schmetterling statt. Dabei werden die Raupenorgane abgebaut oder umgeformt und zu Falterorganen umgebildet. Auch die gesamte äußere Gestalt der Tiere ändert sich." 

 

Klar....eine Raupe hängt sich an ein Blatt (...) und ein Schmetterling wird danach aus der Puppe am Blatt schlüpfen. Die Zeit während der "Verwandlung" bzw. "Umwandlung" nennt man "Puppenruhe".... weil es so aussieht als verharre die Puppe in völliger Ruhe. Äußerlich stimmt das, ja, aber innerlich geschehen enorm viele Veränderungen, die man nicht sehen kann. 

 

Manche Arten überwintern als Puppe sogar und werden erst im Frühjahr zum Schmetterling. Der Falter "Frühlings-Wollafter" kann sogar bis zu 7 Jahre (!!!) als Puppe verbleiben bis er sich verwandelt. Wenn kein fester Kokon zur Verpuppung gebildet wird, so wie bei unseren Distelfaltern, die als Puppe sehr empfindlich sind, tarnen sich die Puppen mit Ihrem Aussehen wie ein trockenes Blatt z. B. 

 

Unsere Distelfalter gehören übrigens zu den sogenannten "Stürzpuppen" - sie hängen kopfüber. Es gibt auch noch die "Gürtelpuppen", die waagerecht hängen, mit einem zusätzlichen Gespinnstfaden als "Gürtel" gesichert. 


Tag 17 - am Abend befinden sich 5 Puppen im Aufzuchtbehälter. Eine der Puppen ist leider vom Deckel gefallen, schon beim letzten mal fotografieren, als ich den Aufzuchtbehälter fürs Foto gedreht habe, ist mir aufgefallen, wie wackelig die Puppen an dem Vließ festgemacht sind. Der Auslöser für den Absturz der einen Puppe war mit Sicherheit die verbliebene Raupe, die immer noch munter zwischen den Puppen herumkrabbelt. Es ist jedoch offenbar nicht schlimm, wenn die Puppe am Boden liegend die Verpuppung fortsetzt.


Tag 18 ALLE 6 RAUPEN  verpuppen sich gerade. Während ich das hier schreibe, passiert in den Puppen unglaubliches. Ein völlig neues, völlig anderes Tier entsteht!!! Dieses Wunder lernen wir schon als kleine Kinder im Kindergartenalter kennen - doch es ist unvergleichlich spannend, es jetzt so richtig zu erleben, zu sehen, wie diese Veränderung passiert! Ganz rechts im ersten Bild ist die letzte Raupe zu sehen, die noch herumgekrabbelt war, sie hängt bereits starr da und wird ganz rasch auch eine Puppe werden. 


Tag 19 Heute war es dann so weit! Die Puppen mussten umziehen - in den großen Netzbehälter:

 

3 Tage nach der Verpuppung soll man die Puppen umsetzen - die Distelfalter können nicht in dieser Aufzuchtbox schlüpfen, die Bedingungen sind hier für einen gelungenen Start nicht gegeben. Ausserdem....stellt euch vor, ihr macht zum ersten Mal die Augen auf und befindet euch in einer (entschuldigt den Ausdruck) total zugemüllten Teenie-Bude! ;-)

 

Also musste ich mutig sein, ich war nervös, ob ich alles gut hinbekommen werde. Schließlich hatte ich den Deckel noch nie geöffnet unter dem sich direkt das feste weisse Vließ befindet, an dem sich die Raupen zur Verpuppung aufgehängt haben! In der Facebook Gruppe des OGV Köfering könnt ihr dazu das Video ansehen (wie auch viele andere Videos anderer Gelegenheiten)! Zum Filmen dieses Ereignisses habe ich mir Hilfe von meinem Mann geholt , ich brauchte ja beide Hände frei und die Videos waren und sind mit meinem Mobiltelefon gefilmt. 

 

Ich nahm also vorsichtig und doch mit etwas Druck den Deckel des Behälters auf und war zuerst einmal sehr erleichtert, dass unsere kleinen Freunde nicht gleich mitsamt des Vließes abgestürzt sind! Den Deckel konnte ich entfernen und das Vließ blieb über dem Behälter liegen. Den Netzbehälter stellte ich neben mich auf einen Stuhl und öffnete den Reißverschluss an der Oberseite. Hier ist ein Deckel aus durchsichtiger Folie zum Öffnen angebracht. In den offenen Netzbehälter, der etwa 40 cm hoch ist und etwa 30 cm im Durchmesser, legte ich eine Lage Küchenrolle. Das wird im Begleitheft beschrieben, so wie auch alle anderen Schritte zuvor und auch nach dem Schlupf bis zur Freilassung der fertigen Distelfalter. Also: Aufzuchtbehälter geöffnet, Netzbehälter geöffnet und bereit.

 

Jetzt wurde ich nervös... ich hob das Vließ an und die 5 Puppen wackelten ziemlich hin und her, blieben aber haften. Ich beseitigte per Hand vorsichtig ein paar Gespinnst-Fäden, die die Raupen beim Schlupf behindern könnten. Es könnte sein, das der Falter sich nicht richtig ENTFALTEN kann, wenn er sich darin verheddert. Es war nur ein kleiner Handgriff und anschließend lehnte ich das Vließ an den Rand unten im Netzbehälter. Und zwar genau so, dass die Puppen frei nach unten hingen. Das Vließ muss noch mit einer Sicherheitsnadel am Netz befestigt werden - ich hatte nur gerade keine zur Hand. Da der Schlupf aber erst in 5 bis 8 Tagen stattfinden wird, habe ich noch Zeit dafür. Die 6. Puppe nahm ich per Hand vom Boden des Aufzuchtbehälters auf, sie war ja Tags zuvor heruntergefallen, wahrscheinlich durch die Bewegungen der letzten noch unverpuppten  Raupe. Sie fühlte sich nicht sehr fest an und ich war wirklich froh, als ich sie bei den anderen Puppen ablegen konnte. Ich wollte sie ja nicht beschädigen. Während ich sie aufhob und hinüberlegte, zappelte der untere Teil der Puppe feste hin und her. Das ist ein Reflex den die Puppen haben und es hörte auch gleich auf, als sie sicher am Boden lag. Als hätte das Ganze Geschehen nicht schon genug "Zauber" inne, stellte ich fest, dass die Puppen eine Linie von goldfarbenen glänzenden Punkten besitzen! Das habe ich im geschlossenen Aufzuchtbehälter, der keine soo gute Sicht hergibt, gar nicht bemerkt und es sieht so schön aus auf diesen bizarren, hellgrau-braunen Puppen.

 

Übrigens sieht man auf den Bildern bei jeder Puppe so ein schwarzes Anhängsel. Das ist der Rest der letzten Häutung. Man kann hier teilweise - so wie auch bei Libellen - erkennen, wo die Beine und der Kopf der Raupe waren. Die letzte Hülle der Raupe (bei Libellen: Larve) also. Beim schließen des Reißverschlusses oben am Netzbehälter, der ein wenig hakelig geht, wackelten die Puppen wieder sehr, eine fiel auf die Küchenrolle. In der Begleitbroschüre wird beschrieben, dass es vorkommen kann, das eine Puppe herunterfällt. Aber es hat wohl keine Auswirkungen auf die Verpuppung an sich.

 

Nun beobachte ich gespannt wie es weitergeht, ich bin aufgeregt und freue mich auf die Falter, frage mich, wie es aussieht wenn sie schlüpfen!