Der Igel

 

Das Frühjahr kommt -

         Ein DRINGENDER APPELL

 

Am 2.2. — ist der offizielle „Tag des Igels“.

 

Das verwundert auf den ersten Blick, schließlich liegen gesunde Igel um diese Jahreszeit versteckt im tiefen Winterschlaf, erst im April/Mai wenn auch Nachts die Temperaturen nicht mehr unter 10° C fallen, ist es für sie Zeit, „aufzuwachen“!

 

Doch dieser Tag ist genau passend, denn es gilt ein dringender Appell an alle, die ihr sicher schon, wie ich auch, im Februar im Garten aktiv seid: Räumen Sie Laub- und Ästehaufen noch nicht weg!!! Igel halten noch immer Winterschlaf!!

Bitte halten Sie sich zurück mit grösseren anstehenden Aufräumarbeiten, bzw. bitte denken Sie dabei an die schlafenden Igel 🦔❤. Es wurden bereits viele Nester zerstört, Igel verletzt oder getötet, weil übereifrige Gärtner alle Laubhaufen und Gruschlecken mit scharfen Gerätschaften oder Elektrogeräten wegräumten... das dürfte nicht in unserem Sinne sein.

Die natürliche Aufwachphase der Igel ist wesentlich langsamer und kostet den Igel weniger Energie als das „schnelle“ Aufwachen nach einer abrupten Störung. Wird zum Beispiel das Nest eines Igels zerstört und wacht er deshalb aus dem Winterschlaf auf, verliert er sehr viel Energie. Zusätzlich wird der Organismus des Igels durch die beschleunigte Aufwachphase und die Ausschüttung stressbedingter Hormone enorm belastet.

Wie alle Insektenfresser, so finden sich auch unsere kleinen, stacheligen Gartenkobolde seit einigen Jahren in einer dramatisch schlechten Lage. Sie leiden furchtbar und mit jedem Jahr nimmt das Leid weiter zu. So kommt es, dass tatsächlich jetzt schon — im Februar — wieder Igel zu sehen sind. Dies sind Tiere, die bereits unterernährt und leidend in den Winterschlaf gegangen sind und die nun aufwachen, weil „ihre Vorräte“, ihre Kraft vorzeitig zur Neige gegangen ist. Solche Tiere, die jetzt gefunden werden, sind i.d.R. schwer krank und benötigen dann fachkundige Hilfe durch erfahrene „Igelpäppler“!

 

Woran genau liegt es, dass unser ehemals beliebtestes, bodengebundenes Gartentier so leidet?

Die aussterbende Gartenkultur

 Lange Zeit profitierten die Igel von unserer schönen Gartenkultur: Die Gärten waren umsäumt von Büschen und einigen Bäumen, die für Privatsphäre sorgten, wenn man an lauen Sommerabenden auf der Terrasse saß. In den Büschen flatterten Singvögel, pickten sich noch einige Vogelbeeren, Efeubeeren oder stibitzten letzte Körnchen aus einem hübschen Vogelhäuschen und sangen dazu den Abendgruß. Kaum verstummte die Amsel, übernahmen die ersten Fledermäuse den Flugraum über der Terrasse und sorgten dafür, dass die Mücken nicht allzu aufdringlich wurden. Und während sich zwischen den Büschen die Glühwürmchen versammelten, begann darunter die Raschelei der kleinen Stachelritter, die sich durch das Laub unter den Büschen wühlten und sich dort Käfer und Engerlinge wegsammelten.

 Ja sogar schlecht versteckte Mäuse- oder gar Rattennester plünderten die Igel. Daher freute sich eigentlich jeder Gartenbesitzer über diese „vierbeinigen Helferlein“. Tatsächlich war unser heimische Braunbrust-Igel in Gärten und Parks stärker verbreitet als auf dem Land, wo die immer weiter intensivierte Landwirtschaft das Überleben der Stacheltiere immer mehr erschwerte: Immer weniger wurden die Knicks zwischen den Feldern mit ihren Buschstreifen, in denen Igel ursprünglich ihren idealen Lebensraum hatten.

Untersuchungen zeigen deutlich diesen Trend zugunsten der Gärten. So lag in letzten Erhebungen die Besiedlungsdichte in Städten höher als in landwirtschaftlich genutzter Landschaft.

Mittlerweile finden sich Igel sogar in reichlich unwirtlicher Umgebung in Innenstädten!

Fehlende Nahrung, fehlender Lebensraum, fehlende Verstecke

 Seit einigen Jahren kommen unsere Igel auch in Gärten und Parks kaum noch über die Runden. Der Grund liegt vor allem im mangelnden Futterangebot. Denn Igel sind hochgradig spezialisierte Insektenfresser. Durchschnittlich 3 km wandert er pro Nacht auf der Suche nach nachtaktiven Laufkäfern, Käferlarven und Raupen. Doch diese Insekten gibt es kaum noch: Die Zahl der Insekten in Deutschland ist nicht nur zurückgegangen, sie ist regelrecht eingebrochen: Dreiviertel aller Fluginsekten ist im Verlauf von nicht einmal dreißig Jahren verschwunden, so dass schockierende Ergebnis einer der relevantesten Studien zum Thema: In nur 27 Jahren nahm die Gesamtmasse der gezählten Insekten um 76 Prozent ab, berichten Wissenschaftler aus Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden im Fachmagazin „PLOS ONE“ im Oktober 2017.

Was können wir für die Igel tun?

 Igel schlafen draussen bis April, teilweise Mai, je nach Witterung. Laub- Ästehaufen in ruhigeren Gartenecken dienen ihnen als Unterschlupf. Auch kann man ein Igelhaus mit etwas handwerklichem Geschick selbst bauen.

Über das ganze Gartenjahr ist es sehr hilfreich, den Igeln Katzentrockenfutter (ohne Getreide, Gemüse, am besten hauptsächlich aus Fleisch) und vor allem flache Wasserschälchen bereitzustellen. Das werden auch andere Säugetiere und Insekten dankbar annehmen. Wenn es keinen Frost hat, kann man auch Nassfutter ohne Sosse, mit hohem Fleischanteil (ebenfalls ohne Gemüse und Getreide usw.) bereitstellen. Paté, Pastete ohne Sosse, vielleicht ein schlabbriges Rührei in wenig Pflanzenöl zubereitet (nur stocken lassen, nicht braun braten).

Je weniger Insekten und natürliche Nahrung Igel in unseren Gärten vorfinden, umso drastischer nimmt ihre Pupulation ab!

Mit einfachen Mitteln können wir sie unterstützen!